Beckenendlage
Was heisst das für mein Baby und mich?
Beckenendlage – und was nun?
Bei ca. 3 % der Schwangerschaften dreht sich das Kind nicht in Schädellage, so dass das Köpfchen im Becken liegt.
Der Kopf liegt stattdessen direkt unterhalb des Rippenbogens der Mutter. Die Beine des Babies sind dabei entweder stark angewinkelt, so dass es wie zusammengeklappt im Bauch sitzt. Der Steiß ist führend (Steißlage) oder das Kind liegt mit einem oder beiden Füßen voran (Fußlage) oder es hockt mit den Füßen neben dem Steiß in sich zusammengekauert (Steiß-Fußlage).
Bis zur 34. Schwangerschaftswoche kann eine spontane Drehung der Kinder in die Schädellage in Ruhe abgewartet werden. Bleibt jedoch das Kind in seiner Position kann man versuchen das Baby sanft zum Umdrehen zu animieren.
Möglichkeiten das Baby zum Drehen zu bewegen:
- Zunächst kann die Schwangere verschiedene Lageübungen machen.
Die bekannteste ist die Indische Brücke. Hierbei begibt sich die Schwangere zweimal täglich für 10-15 Minuten in Rückenlage. Die Schultern bleiben fest auf dem Boden und die Beine sind hüftbreit auseinander und aufgestellt. Nun hebt die Schwangere das Becken an. Diese Position ist schwer so lange zu halten, deswegen kann man sich eine eingerollte Decke oder ein dickes Kissen unter das Becken legen und die Unterschenkel z.B. auf einem Hocker oder Sofa ablegen. Durch diese Position kann der kindliche Popo aus dem mütterlichen Becken rutschen und das Baby kann sich damit eher in die Schädellage drehen.
Eine weitere Übung ist die Knie-Brust-Position. Auch diese sollte 2x täglich für einige Minuten gehalten werden. Die werdende Mutter kniet sich auf eine Matte und Gesicht, Oberkörper und Unterarme berühren den Boden. Der Hintern streckt sich in die Luft. Auch diese Position regt zur Drehung an. - Man kann zusätzlich die Taschenlampenmethode versuchen. Das Kind wird mit einer Taschenlampe (das Baby erkennt den Lichtschein) dazu angeregt sich zu drehen. Natürlich muss sich die Taschenlampe langsam vom Rippenbogen, wo der Kopf ist zum Unterbauch bewegen. Hier ist entscheidend, dass man weiß, wo der Rücken des Kindes ist. Das Kind macht selten einen Rückwärtspurzelbaum. Auch eine Spieluhr kann so eingesetzt werden. Babies sind sehr neugierig, auch im Mutterleib.
- Auch durch Osteopathie/Cranio Sacrale Therapie kann das Kind zu einer Drehung animiert werden. Durch Herabsetzung des Muskeltonus und Entstörung der Beckenknochen kann die Bewegungsfreiheit des Kindes erhöht werden. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, ob ein Therapeut für diese Methode ausgebildet ist.
- Wenn die Eltern zusammen Atem- und Entspannungsübungen machen kann dies dazu führen, dass sich die Muskulatur entspannt. Ein sanfter Druck am oberen Rücken des Kindes und gutes Zureden von Seiten der Eltern kann ebenfalls manchmal Großes bewirken.
- Eine Methode, die auch wissenschaftlich untersucht wurde, ist die sog. Moxibustion oder das Moxen. Diese Methode der Traditionellen Chinesischen Medizin arbeitet mit einer punktuellen Wärmereizung des Akupunkturpunkt Blase 67 an der Außenseite der kleinen Zehe. Die Behandlung dauert 20 Minuten und wird max. drei bis vier Mal im Abstand von je zwei Tagen durchgeführt (es sei denn, das Kind hat sich in der Zwischenzeit gedreht). Die Behandlung ist zwischen der 34. Und 37. SSW möglich.
- In den Krankenhäusern wird oft die „äußere Wendung“ angeboten. Der Arzt ertastet die Lage des Kindes durch die Bauchdecke und führt das Kind, damit es eine Rolle vorwärts oder rückwärts macht. Dabei wird das Kind immer mittels CTG überwacht. In manchen Kliniken wird sogar ein wehenhemmendes Medikament verabreicht. Eine Wendung kann nur bei ausreichend vorhandenem Fruchtwasser durchgeführt werden. Außerdem muss per Ultraschall die Lage der Nabelschnur genau beurteilt werden. Ein Risiko hierbei ist sicherlich die vorzeitige Wehentätigkeit, der vorzeitige Blasensprung und ein auffälliges CTG beim Kind. Deswegen wird eine äußere Wendung nur in Kaiserschnittbereitschaft und maximal 4 Wochen vor dem Entbindungstermin durchgeführt.
- Auch mit einer leichten Bauchmassage mit Purzelbaum Öl wurden gute Erfahrungen gemacht. Unten ist ein Bild davon.
Welche Methode ist jetzt die Richtige und Beste?
Tja, das kann man nicht sagen. Da die am meisten invasive, die äußere Wendung erst kurz vor dem Entbindungstermin durchgeführt wird, spricht zunächst nichts gegen das Ausprobieren aller anderen etwas sanfteren Methoden. Wichtig dabei ist, dass der Gynäkologe dazu grünes Licht gegeben hat, also keine Gründe gegen eine Wendung sprechen. Wie bei allem in der Geburtshilfe ist das wichtigste Mittel die Entspannung und das Loslassen. Nur so löst sich die Muskelspannung und das Kind hat es deutlich leichter in eine andere Position zu kommen.
Was passiert, wenn eine Wendung nicht klappt oder nicht möglich ist?
Man kann ein Kind vaginal aus einer Beckenendlage entbinden. In jeder Stadt gibt es Kliniken, die dies öfter tun als andere. Wenn ihr in dieser Lage seid, erkundigt euch, welche Klinik in eurer Nähe am Erfahrensten ist. Denn Erfahrung der Geburtshelfer ist bei einer vaginalen Beckenendlagengeburt das entscheidendste Kriterium.
Der Geburtsverlauf bei einer Vaginalgeburt ist für ein Kind in Beckenendlage etwas anstrengender als bei einer Schädellage. Das Kind muss mit dem Steiß genauso dem Geburtsweg folgen und sich drehen, als würde es mit dem Kopf zuerst kommen. Sobald der Po draußen ist, rutscht der Kopf in das Becken. Dies ist ein entscheidender Moment, denn hier ist ein großer Druck auf dem Kopf und die Sauerstoffzufuhr kann leicht verringert werden. Deshalb muss das Kind dann schnell vollständig geboren werden. Damit der Kopf gut durch das Becken passt wird das Kind von der Hebamme mit bestimmten Handgriffen gedreht und hochgehoben. Deshalb ist die Erfahrung hier ganz entscheidend.
Warum ist also eine Beckenendlagengeburt so etwas Besonders? Da nicht der Kopf, der größte Teil des Körpers vorangeht, erfolgt im Becken und bei der Beckenbodenmuskulatur nicht so eine starke Vordehnung. Dadurch dauert meist die Geburt des Kindes länger. Gerade dadurch, dass für einen Moment der Körper geboren ist und der Kopf noch nicht, erhöht sich die Gefahr für einen Sauerstoffmangel. Oft wird eine PDA empfohlen, da die Mutter so die maximale Entspannung der Muskulatur hat und die Geburt damit leichter verläuft.
Viele Frauen, gerade Erstgebärende entscheiden sich jedoch für einen geplanten Kaiserschnitt. Nicht nur die eigene Entscheidung dazu, auch medizinische Gründe können dafürsprechen.
Bei einer Frühgeburt sollte ein Kaiserschnitt gemacht werden, um das Kind möglichst vor Druck und unnötigen Belastungen zu schützen. Ein Missverhältnis von mütterlichem Becken zum Kind kann ebenfalls ein Grund sein. Dies muss sehr genau im Vorfeld betrachtet werden. Eine solche Diagnose muss immer genau begründet sein. Früher wurde sie oft und oftmals damit unnötig gestellt. Außerdem könnte eine ungewöhnliche Nabelschnurlage für einen Kaiserschnitt sprechen.
Zusammenfassung
Bei der Entscheidung welches Vorgehen das Beste ist muss immer die Schwangerschaftsgeschichte, das Paar, das Kind und die allgemeinen Umstände beachtet werden. Wichtig ist, dass bei der Entscheidung ihr als Paar miteinbezogen werdet. Nur ihr könnt in euch fühlen und entscheiden, ob das Vorgehen zu euch passt und sich richtig anfühlt. Wie bei allem gilt: Hört auf euch und euer Gefühl. Traut euch dazu zu stehen und versucht das Ganze möglichst ruhig und entspannt anzugehen. Wir können manches nicht ändern, aber wir können es annehmen und damit einen Weg finden uns selbst treu zu bleiben.
Juli 2021 - Gravidamiga
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Aktualisiert: Januar 2022
Veröffentlicht in in Medizin & Psyche, Schwangerschaft & Geburt